Von Katrin Echtermeyer | Wisamar, Deutschland
n einer Zeit großer gesellschaftlicher Veränderungen wird der Ruf nach inklusiven und starken Gemeinschaften immer lauter. In ganz Europa sind Migrantinnen nach wie vor eine der am stärksten unterrepräsentierten, gleichzeitig aber vielversprechendsten Gruppen auf dem Arbeitsmarkt. EmpowerHer will das ändern: durch gezieltes Kompetenztraining, aber vor allem durch neue Wege, wie Gesellschaft und Arbeitsmarkt Integration wirklich ermöglichen.

Eine gemeinsame europäische Herausforderung
Die Integration von Migrantinnen betrifft nicht nur einzelne Länder – sie ist eine gemeinsame Aufgabe Europas. Zwar geben Zahlen wie die 22,3 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland einen Anhaltspunkt, doch die Herausforderungen ähneln sich überall: Viele qualifizierte Frauen finden keine wirklich passenden Jobs, weil systemische Hürden im Weg stehen.
Sprachbarrieren, fremde soziale Systeme und fehlende gezielte Unterstützung führen oft dazu, dass Migrantinnen in unsichere, Teilzeit- oder unterqualifizierte Stellen geraten. Gleichzeitig fehlt in Europa dringend Fachpersonal – allein in Deutschland sind über eine halbe Million Stellen unbesetzt. Das Problem ist klar: Frauen wollen mit ihren Fähigkeiten beitragen, doch die Unterstützung, die sie brauchen, ist bisher noch zu fragmentiert.
Von Kompetenzlücken zu echtem Wandel
Um dies anzugehen, bringt EmpowerHer sechs Organisationen aus fünf europäischen Ländern – Deutschland, Portugal, Frankreich, Zypern und Spanien – im Projektteam zusammen. Ziel ist es, diese Lücke aus mehreren Richtungen zu schließen:: gezieltes Kompetenz-Training, inklusives Lehren, die Zusammenarbeit mit Arbeitgebern und öffentliche Sensibilisierung.
Statt zu erwarten, dass Frauen einfach „aufholen“, setzt das Projekt auf gegenseitige Anpassung: Wir wollen die Kompetenzen von Erwachsenenbildner:innen stärken und die Strukturen an Arbeitsplätzen verbessern – und unterstützen gleichzeitig die Frauen, ihre Kompetenzen und ihr Selbstvertrauen zu entwickeln. So bereiten wir nicht nur die Frauen auf den Arbeitsmarkt vor, sondern sorgen auch dafür, dass der Arbeitsmarkt bereit ist, sie willkommen zu heißen.
Ein Team, das Vielfalt lebt
EmpowerHer ist mehr als ein europäisches Projekt – es ist ein Team, das interkulturelle Erfahrung wirklich lebt. Viele im Team haben selbst in anderen Ländern gearbeitet, studiert oder gelebt. Dieser gemeinsame internationale Hintergrund prägt, wie das Projekt arbeitet, und stärkt Empathie, Offenheit und Zusammenarbeit über Grenzen hinweg.
In mehrsprachigen, interkulturellen Teams zu arbeiten, ist mehr als eine praktische Notwendigkeit – es ist eine Stärke. So kann das Projekt Lösungen entwickeln, die kulturell sensibel sind und von unterschiedlichen Lebensrealitäten geprägt werden. Diese interne Vielfalt spiegelt die Werte wider, für die EmpowerHer steht: gegenseitiger Respekt, Anpassungsfähigkeit und inklusives Wachstum.

Die drei Säulen von EmpowerHer
1. Kompetenzen gezielt stärken
Jede Frau bringt ihre eigenen Erfahrungen, Ziele und Stärken mit. EmpowerHer schafft Lernangebote, die flexibel, zugänglich und stärkend sind – für Migrantinnen und alle, die sie begleiten.
Ein zentraler Baustein ist ein sechsteiliges Trainingsprogramm für Erwachsenenbildner:innen. Es hilft ihnen, Soft Skills praxisnah und wirksam zu vermitteln. Lehrende aus allen Partnerländern testen das Programm gemeinsam, und ihr Feedback fließt in die endgültige Version ein.
Für Migrantinnen selbst gibt es zwei wichtige Tools: eine überarbeitete Version des ProfilPASS, um verborgene Potenziale sichtbar zu machen, und eine spielerische Web-App, die Soft Skills interaktiv stärkt. So können Frauen selbst aktiv ihre persönliche und berufliche Entwicklung gestalten.
2. Zusammenarbeit über Sektoren hinweg fördern
Echte Inklusion gelingt nur gemeinsam. Deshalb bringt EmpowerHer Migrantinnen mit wichtigen Akteur:innen des Arbeitsmarktes zusammen.
Ein Onboarding-Toolkit liefert Arbeitgeber:innen Ressourcen und Strategien, um inklusive Rekrutierung und Integration am Arbeitsplatz zu unterstützen. Zusätzlich gibt es 20 Info-Veranstaltungen in ganz Europa, bei denen Migrantinnen potenzielle Arbeitgeber kennenlernen, Jobmöglichkeiten entdecken und Karrierewege direkt erkunden können.
3. Inklusion über den Arbeitsmarkt hinaus stärken
Integration bedeutet mehr als Arbeit – es geht auch um Sichtbarkeit, Anerkennung und Zugehörigkeit.
Eine internationale Awareness-Kampagne gibt Migrantinnen die Chance, ihre Geschichten zu erzählen – Erfolge, Herausforderungen und Hoffnungen für die Zukunft. Videos und Multimedia-Formate in allen Partnerländern zeigen die Vielfalt und Menschlichkeit hinter den Zahlen.
Die Kampagne möchte ein starkes Zeichen setzen: Migrantinnen sind Gestalterinnen von Veränderung, nicht nur Empfängerinnen von Unterstützung.

Eine nachhaltige Vision
EmpowerHer setzt auf langfristige Wirkung. Das Projekt bietet keine Lösungen von der Stange, sondern baut ein Unterstützungssystem auf, das sich an echten Bedürfnissen, Zusammenarbeit und Inklusion orientiert. Durch die Kombination von individuell zugeschnittenem Lernen, inklusiven Arbeitspraktiken und Kooperation über Sektoren hinweg will EmpowerHer zu einem stärkeren, vielfältigeren Europa beitragen.
Es geht nicht um schnelle Lösungen, sondern um dauerhaften Wandel: EmpowerHer möchte Räume schaffen für Dialog und praktische Veränderungen – für eine Gesellschaft, in der Migrantinnen erfolgreich sein, aktiv mitgestalten und sich wirklich zugehörig fühlen können.